Umweltgerechtigkeit ist ein integrativer Handlungsansatz. Das heißt, verschiedene Themenfelder wie Stadt(entwicklungs)planung, Gesundheit, Umwelt, Beteiligung spielen eine Rolle. Sie müssen zusammengedacht und zusammengebracht werden – von einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure aus Politik, Kommunalverwaltung, Verbänden und natürlich den Quartieren vor Ort, die für diese Themenfelder stehen und dazu einen Beitrag leisten können.
Ohne politische Unterstützung ist Umweltgerechtigkeit in den Kommunen kaum zu realisieren. Aus der Perspektive von Städten, die sich mit diesem neuen Ansatz bereits auseinandersetzen, zeigt sich deutlich: Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sind gefragt, ihren Beitrag zu leisten. Dabei reicht die Spannbreite der Handlungsmöglichkeiten von der Gestaltung geeigneter Förderprogramme über die Bereitstellung von Know How bis zur politischen „Rückendeckung“ für die kommunale Verwaltungsebene.
- Umweltgerechtigkeit in die ressortübergreifende Zusammenarbeit einbetten
- Umweltgerechtigkeit in Förderprogrammen (vor allem Städtebauförderung, Anpassung an den Klimawandel) berücksichtigen
- geeignete Programme besser aufeinander abstimmen
- Überlagerung/Kombination verschiedener Förderprogramme (unter anderem der Städtebauförderung) im gleichen städtischen Teilraum zulassen
- ggf. eigenständiges Förderprogramm Umweltgerechtigkeit auflegen
- gute kommunale Praxis zu Umweltgerechtigkeit identifizieren, dokumentieren und kommunizieren
- Evaluierungen der Umsetzung von Umweltgerechtigkeit in Kommunen beauftragen
- gesetzliche Verankerung von Umweltgerechtigkeit prüfen (u.a. im Baugesetzbuch)
- Umweltgerechtigkeit in die ressortübergreifende Zusammenarbeit einbetten
- ggf. eigenständiges Förderprogramm Umweltgerechtigkeit auflegen
- geeignete Programme besser aufeinander abstimmen
- Kombination verschiedener Förderprogramme (unter anderem der Städtebauförderung) im gleichen städtischen Teilraum zulassen
- Förderfibel zu Umweltgerechtigkeit i.w.S. herausgeben oder zumindest Informationen zu Umweltgerechtigkeit in Kommunen breit streuen
- Austauschplattformen zu Umweltgerechtigkeit anbieten; kommunale Vernetzung zum Thema initiieren und unterstützen
- Umsetzungsberatung/-begleitung durch Externe ermöglichen/unterstützen
- gute kommunale Praxis zu Umweltgerechtigkeit identifizieren, dokumentieren und kommunizieren
- Evaluierungen der Umsetzung von Umweltgerechtigkeit in Kommunen beauftragen
- Bereitstellung kleinräumiger Daten zur Umweltgerechtigkeit für das Monitoring in den Kommunen unterstützen
- Luftreinhaltepläne erarbeiten
- Prinzipien der integrierten Stadt(teil)entwicklung in der Verwaltung verankern: ressortübergreifende Zusammenarbeit, Ressourcenbündelung, Teilraum-/Quartiersorientierung, Stärkung von Aktivierung und Beteiligung der (Quartiers-) Bevölkerung und anderer lokaler Akteure
- dafür notwendige Ressourcen in der Verwaltung zur Verfügung stellen
- Federführungen festlegen; notwendige ressortübergreifende Gremien einrichten
- politischen Beschluss zu Umweltgerechtigkeit fassen
- Umweltgerechtigkeit ggf. zur „Chefsache“ machen (Zuständigkeit bei Oberbürgermeister/in bzw. in entsprechender Stabsstelle) ansiedeln
Viele Amts- bzw. Fachbereiche einer Kommunalverwaltung – insbesondere Stadtentwicklung/Stadtplanung, Umwelt/Grün, Verkehr, Gesundheit, Soziales, Jugend, Schule und Bildung – sind gefragt, ihren jeweiligen Beitrag zu mehr Umweltgerechtigkeit in ihrer Stadt zu leisten. Dies sowohl sektoral im Sinne einer fachlichen Ergänzung des Gesamtansatzes aus ihrer jeweiligen Fachlichkeit heraus (vertikale „Linienorientierung“) als auch bereichsübergreifend mit ganzheitlichem Blick auf Teilräume/Quartiere (gemeinsame horizontale „Projektorientierung“). Es geht um folgende Aufgaben der genannten Amts- bzw. Fachbereiche, mit denen sie Umweltgerechtigkeit in ihrer Stadt voranbringen können und sollten:
- fachsektorale Planungen, Maßnahmen und Projekte im Vergleich unterschiedlicher Teilräume mit Priorität zu Gunsten mehrfach belasteter, benachteiligter Quartiere zielgruppenbedarfsgerecht ausgestalten,
- Schnittstellen zum Thema Umweltgerechtigkeit in bereits vorliegenden sektoralen Planungen und Konzepten identifizieren und hier den Ansatz Umweltgerechtigkeit stärker herausarbeiten,
- Schnittstellen mit Planungen und Konzepten, Maßnahmen und Projekten anderer Fachbereiche im Kontext Umweltgerechtigkeit identifizieren und qualifizieren.
Darüber hinaus finden sich eher bereichsspezifische Möglichkeiten der Mitwirkung für mehr Umweltgerechtigkeit.
- unterschiedliche teilsektorale Planungen (mit Bezug zu Umweltgerechtigkeit) in integrierten Stadt- und Quartiersentwicklungsplänen zusammenführen
- fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit koordinieren und organisieren (Federführung Umweltgerechtigkeit auf der Verwaltungsebene)
- lokale Akteure, die im Auftrag der Kommunalverwaltung arbeiten (Quartiermanager/innen u.a.), aktiv einbeziehen, um Bedarfe vor Ort zu identifizieren
- für Umweltgerechtigkeit relevante Planungen nutzen: Stadtentwicklungsplanung, Bauleitplanung
- fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit koordinieren und organisieren (Federführung Umweltgerechtigkeit auf der Verwaltungsebene)
- kleinräumige Umweltdaten und Expertenwissen für die Identifizierung mehrfach belasteter Teilräume/Quartiere zur Verfügung stellen
- für Umweltgerechtigkeit relevante Planungen nutzen: Lärmminderungs-/Lärmaktionsplanung, Luftreinhalteplanung, Landschaftsplanung, Freiraumentwicklungsplanung, Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzepte, Grünplanung
- Hauseigentümerinnen und -eigentümer, Quartiersbewohnerinnen und -bewohner bei eigenen Begrünungsmaßnahmen unterstützen
- Beratungsangebote rund um Umweltthemen vorhalten
- kleinräumige Daten und Expertenwissen zur Nahmobilität zur Verfügung stellen
- für Umweltgerechtigkeit relevante Planungen nutzen: Verkehrsentwicklungsplanung, Nahverkehrsplanung, Radverkehrsplanung
- Beratungsangebote zu umweltfreundlicher Mobilität vorhalten
- kleinräumige Gesundheitsdaten und Expertenwissen für die Identifizierung mehrfach belasteter Teilräume/Quartiere zur Verfügung stellen
- Gesundheitsförderung auf Bewohner/innen mehrfach belasteter Quartiere ausrichten
- für Umweltgerechtigkeit relevante Planung nutzen: Fachplan Gesundheit
- lokale Akteure, die im Auftrag der Kommunalverwaltung arbeiten (Gesundheitsförderer/innen u.a.), aktiv einbeziehen, um Bedarfe vor Ort zu identifizieren
- qualifizierte Betrachtung der Wirkungen auf das Schutzgut „Menschliche Gesundheit“ bei Umweltverträglichkeitsprüfungen gewährleisten
- kleinräumige Sozialdaten und Expertenwissen für die Identifizierung mehrfach belasteter Teilräume/Quartiere zur Verfügung stellen
- lokale Akteure, die im Auftrag der Kommunalverwaltung arbeiten (Gemeinwesenarbeiter/innen u.a.), aktiv einbeziehen, um Bedarfe vor Ort zu identifizieren
- mehrfach belastete Teilräume/Quartiere in der Stadt auf Basis eines gesamtstädtischen Monitorings identifizieren
- fachsektorale Daten im Sinne eines Monitorings zusammenführen und für die Identifizierung mehrfach belasteter Teilräume/Quartiere nutzen
- unterschiedliche Belastungsgrade verschiedener Teilräume/Quartiere kartografisch sichtbar machen
- Einzelaspekte von Umweltgerechtigkeit im gesamtstädtischen Vergleich kartografisch sichtbar machen
Nicht nur Politik und Verwaltung sind zentrale Akteure, die erheblich zu mehr Umweltgerechtigkeit in ihrer Stadt beitragen können, auch „Profis“ außerhalb dieser beiden Bereiche sind gefragt und haben vielfältige Handlungsmöglichkeiten – insbesondere von Umwelt- und Sozialverbänden, aus Unternehmen, Stiftungen und der Wissenschaft.
- Ansatz Umweltgerechtigkeit auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene in den politischen Diskurs einbringen
- Politik und Öffentlichkeit für gesundheitsrelevante Umweltbelastungen sensibilisieren
- Ansatz Umweltgerechtigkeit auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene in den politischen Diskurs einbringen
- Politik und Öffentlichkeit für gesundheitsrelevante Umweltbelastungen sensibilisieren
- Lärm- und Luftemissionen vermeiden bzw. reduzieren
- Freiflächengestaltungen, Pflanzungen, Grünpflege etc. in mehrfach belasteten Quartieren finanziell und gegebenenfalls mit Fachwissen unterstützen
- wissenschaftliche Untersuchungen/Projekte zum Ansatz Umweltgerechtigkeit beauftragen oder selber durchführen
- kommunale Maßnahmen und Projekte im Kontext Umweltgerechtigkeit finanziell und gegebenenfalls mit Fachwissen unterstützen
- wissenschaftliche Untersuchungen/Projekte zum Ansatz Umweltgerechtigkeit durchführen
- Kommunen wissenschaftlich bei der Umsetzung des Ansatzes Umweltgerechtigkeit begleiten
Von zentraler Bedeutung ist es, dass nicht nur professionelle Akteure „von außen“ etwas „für“ mehrfach belastete Quartiere, ihre Bewohner/innen und sonstige hier involvierte Akteure tun, sondern dass gerade auch „von unten“ im Sinne von mehr Umweltgerechtigkeit gehandelt wird. Die Liste der Vor-Ort-Akteure ist lang und ihre Handlungsmöglichkeiten ebenfalls.
- (umweltbezogene) Bedarfe und Interessen artikulieren
- sich die Umwelt vor der eigenen Haustür zu eigen machen
- (Beteiligungs-, Beratungs-, Mitmach-, infrastrukturelle) Angebote nutzen
- eigene Projekte/Maßnahmen für mehr Umweltgerechtigkeit vor Ort durchführen
- Lärm- und Luftemissionen vermeiden bzw. reduzieren
- Freiflächengestaltungen, Pflanzungen, Grünpflege etc. im Quartier finanziell und gegebenenfalls mit Fachwissen unterstützen
- Freiflächengestaltungen Pflanzungen, , Grünpflege etc. auf eigenen Grundstücken insbesondere in mehrfach belasteten Quartieren realisieren à Qualifizierung des Wohnumfelds im Sinne von Umweltgerechtigkeit
- sozialarbeiterisch für mehr Umweltgerechtigkeit tätig werden
- Garten-/Begrünungsprojekte auf Kitagelände realisieren
- Umweltthemen in frühkindliche Bildung integrieren
- Garten-/Begrünungsprojekte auf Schulgelände realisieren
- Umweltthemen in Curricula integrieren
- Zugang zu benachteiligten Bevölkerungsgruppen herstellen und (umweltbezogene) Bedarfe/Interessen identifizieren
- (benachteiligte) Bevölkerungsgruppen an die Nutzung von Grün-/Frei-/Spielflächen heranführen
- Vernetzung von Quartiersakteuren
- Vermittlung zwischen Lebens- und Verwaltungswelt
- Zugang zu benachteiligten Bevölkerungsgruppen herstellen und (umweltbezogene) Bedarfe/Interessen identifizieren
- (benachteiligte) Bevölkerungsgruppen an die Nutzung von Grün-/Frei-/Spielflächen heranführen
- Zugang zu benachteiligten Bevölkerungsgruppen herstellen und (umweltbezogene) Bedarfe/Interessen identifizieren
- (benachteiligte) Bevölkerungsgruppen an die Nutzung von Grün-/Frei-/Spielflächen heranführen
- umweltbezogene Angebote vorhalten (Bewegung und Sport, gesunde Ernährung, umweltgerechtes Verhalten etc.)