Zentrales Ziel von Gesundheitsförderung ist es, personale, soziale und materielle Ressourcen für die Gesunderhaltung zu stärken. Jede/jeder Einzelne soll befähigt werden, durch selbstbestimmtes Handeln ihre/seine Gesundheitschancen zu erhöhen (Empowerment). Zudem geht es darum, die Lebenswelten bzw. Settings– u.a. Schule, Kindergarten, Wohnquartier, Kommune – gesundheitsförderlich zu gestalten. Die Beteiligung der Zielgruppe (Partizipation) ist ein wesentliches Prinzip gesundheitsförderlicher Aktivitäten.
Ein wichtiges Handlungsprinzip von Gesundheitsförderung ist die Soziallagenorientierung. Die soziallagenorientierte Gesundheitsförderung ist darauf ausgerichtet, sozial bedingte gesundheitliche Ungleichheit zu verringern und Gesundheitschancen in der gesamten Bevölkerung zu erhöhen. Im Mittelpunkt stehen dabei zumeist die Ungleichheiten nach sozialem Status, also nach Merkmalen wie Bildung und Einkommen. Damit rückt auch der Zusammenhang von Sozialstatus und gesundheitsrelevanten Umweltbedingungen in den Fokus von Gesundheitsförderung. Gesundheitliche Chancengleichheit schaffen heißt auch möglichst gleichwertige Umwelt- und Lebensbedingungen für alle sozialen Bevölkerungsgruppen herzustellen. Hierzu kann die Gesundheitsförderung durch eine Verbesserung der Lebensweisen (Verhaltensprävention) und der Lebensbedingungen (Verhältnisprävention) beitragen. Der lebensweltorientierte Setting-Ansatz der Gesundheitsförderung im Quartier umfasst alle erforderlichen Elemente von Umweltgerechtigkeit (Gebietsbezug, Verhaltens- und Verhältnisprävention, Partizipation, Koordinierung) und kann daher ein geeigneter Zugang zur praktischen Umsetzung von Umweltgerechtigkeit sein.
Gesundheitsförderung im Setting Quartier zielt darauf, gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Aktivitäten für ein gesundes Leben zu entwickeln, die quartiersbezogenen Gesundheitsbelastungen (u.a. Lärm, schlechte Luftqualität, Unfallgefahren, Stress) zu mindern und gesundheitsrelevante Ressourcen (u.a. Grün, Gesundheitsversorgung und -beratung, Sport- und Bewegungsangebote, Bildungs- und Selbsthilfeangebote) auszubauen. Damit bestehen zahlreiche Schnittstellen zu Maßnahmen und Projekten für mehr Umweltgerechtigkeit in den Handlungsfeldern Lärmminderung, Luftreinhaltung, Freiraumentwicklung, Klimaschutz/Klimaanpassung, Mobilität und Umweltbildung.
Zentraler Akteur der kommunalen Gesundheitsförderung ist das Gesundheitsamt. Seine Aufgabe ist vor allem die Koordination von Maßnahmen und Angeboten der Gesundheitsförderung auf kommunaler Ebene. Zudem ist das Gesundheitsamt für die Gesundheitsberichterstattung zuständig, die wichtige Hinweise zu gesundheitlichen Benachteiligungen geben kann. Da Gesundheitsförderung ein Querschnittsthema ist („Health in All Policies“), sind aber auch weitere Ämter (u.a. Stadtentwicklung, Umwelt, Grün, Verkehr, Jugend, Soziales) als Akteure für die kommunale Gesundheitsförderung relevant.
Neben der Kommunalverwaltung sind Sportvereine, Kitas, Schulen, Familien- und Nachbarschaftszentren, Altenbetreuungseinrichtungen, das Quartiersmanagement in den Programmgebieten der Sozialen Stadt sowie Träger der Sozialarbeit und Wohlfahrtsverbände weitere wichtige Akteure der Gesundheitsförderung.
Spätestens seit Inkrafttreten des Präventionsgesetzes im Jahr 2016 sind zudem die Krankenkassen ein zentraler Akteur in der kommunalen Gesundheitsförderung. Das Gesetz sieht vor, dass Krankenkassen jährlich rund 300 Mio. Euro für Gesundheitsförderung in Lebenswelten investieren. Die Kommune wird dabei in den Bundesrahmenempfehlungen zum Präventionsgesetz als Lebenswelt von besonderer Bedeutung herausgehoben.