Quartiermanagement

Foto eines Quartiers in Drewitz

Das Instrument Quartiermanagement steht für ein vernetzungsorientiertes Management sowohl innerhalb der Verwaltung als auch im Quartier (horizontale Vernetzungen) sowie zwischen diesen beiden Ebenen (vertikale Vernetzung). Soll das Thema Umweltgerechtigkeit in einer Kommune verankert werden, braucht es mit Blick auf Verwaltung und Quartier ebenfalls eine horizontale und vertikale Vernetzung. Quartiermanagement kann dazu beitragen, diese Vernetzungsaufgabe unter Beteiligung der Quartiersbevölkerung und anderer lokaler Akteure zu bewältigen.

    Quartiermanagement – auch als Stadtteil- oder Gebietsmanagement bezeichnet – ist ein Instrument, das im Kontext des Städtebauförderungsprogramms Soziale Stadt entwickelt wurde. Quartiermanagement soll auf der Quartiersebene Rahmenbedingungen für nachhaltige Entwicklungsprozesse schaffen. Es umfasst damit mehr als eine Sanierungsträgerschaft und mehr als die sozialarbeiterische Gemeinwesenarbeit (Alisch 1998: 12) Für die Planungsprofession knüpft Quartiermanagement an die Tradition der „behutsamen Stadterneuerung“ der 1980er Jahre an. In der Gemeinwesenarbeit wird mit Quartiermanagement die Umorientierung von der „rein betreuenden und fürsorglichen … gebietsbezogenen Sozialarbeit“ zur Organisation der Interessen vor Ort und zur Bündelung von Ressourcen auf kommunaler Ebene verstanden (Hinte 1998: 156 f.). Insgesamt wird Quartiermanagement als geeignetes Instrument gesehen, mit dem selbsttragende Strukturen in benachteiligten Stadtteilen aufgebaut werden können (Franke 2003: 171).

    Konkret geht es darum,

    • kommunale Ressourcen gezielt gebietsbezogen einzusetzen,
    • den gebietsbezogenen Prozess in eine gesamtstädtische Entwicklungspolitik einzubetten,
    • handlungsfeld- und ebenenübergreifende Arbeitsweisen (der Verwaltung) zu etablieren sowie
    • ein breites (lokales) Akteursspektrum (Quartiersbevölkerung, lokale Wirtschaft, Schulen, Kindertageseinrichtungen, lokale Vereine, Initiativen und Verbände zu aktivieren und zu beteiligen bzw. für eine Mitwirkung zu gewinnen (Franke u.a. 2014: 199 f.).

    In der Praxis bedeutet dies: Die verschiedenen involvierten Ämter müssen intensiv kooperieren. Es ist zudem unabdingbar, Akteure auch außerhalb von Politik und Verwaltung stärker als in bisherigen Beteiligungsverfahren einzubeziehen. Daher sind nicht nur geeignete Steuerungsgremien auf der Verwaltungsebene, sondern auch die Einrichtung eines lokalen Quartiermanagements erforderlich. Darüber hinaus muss auch die Kommunikation zwischen Verwaltung und Quartier institutionalisiert werden.

    Eine modellhafte Abstrahierung dieser Strukturen und Prozesse wurde bereits im Jahr 2002 gemeinsam vom Institut für Stadtteilbezogene Soziale Arbeit und Beratung (ISSAB) und dem Difu erarbeitet (vgl. Franke/Grimm 2002 und Abbildung 1). Darin wird vorgeschlagen, auf der Verwaltungsebene eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe für die ämterübergreifende Zusammenarbeit bzw. eine quartiersbezogene Bündelung von Fachwissen und finanziellen Ressourcen einzurichten. Zudem sollte auf der Verwaltungsebene ein/e „Gebietsbeauftragte/r“ als Ansprechpartner/in sowohl für Verwaltungsmitarbeiter/innen als auch für die Quartiersebene benannt werden (Aufgaben: Ämtervernetzung, Ressourceneinsatz, Finanzplanung, Ansprechpartner für die Umsetzungsebene bzw. lokale Akteure). Auf der Quartiersebene sollte eine niedrigschwellige Anlaufstelle eingerichtet werden (Stadtteil- oder Quartiermanagementbüro). Zu den Aufgaben der hier tätigen lokalen Quartiermanager/innen gehört es, Netzwerkarbeit zu betreiben, mit lokalen Akteuren zu kooperieren sowie (aufsuchende) Aktivierung und Beteiligung zu organisieren. Das Quartiermanagement hat somit eine „Motoren“- und „Kümmerer“-Funktion vor Ort. Zwischen Verwaltungs- und Quartiersebene („intermediären Bereich“) sollte ein/e Stadtteilmoderator/in die „Verwaltungs-“ und die „Lebenswelt“ miteinander vernetzen, einen funktionierenden Informationsflusses sowie Verfahrenstransparenz zwischen ihnen sicherstellen, Akteure auch außerhalb dieser beiden Ebenen einbeziehen (z.B. Kammern und Unternehmen) bzw. für Moderation, Mediation, Dialogmanagement und Öffentlichkeitsarbeit zuständig sein.

     

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    Potenziale für Umweltgerechtigkeit

    Die Schaffung von mehr Umweltgerechtigkeit ist auf kooperative politische und administrative Strukturen angewiesen, auf deren Basis die in mehrfachbelasteten Gebieten für erforderlich angesehenen Maßnahmen und Aktivitäten realisiert werden können. Angesprochen sind damit Themen wie „Gebietsorientierung“, „Ressortübergreifende Zusammenarbeit“, „Ressourcenbündelung“, „Aktivierung und Beteiligung“, also Management- und Organisationsaspekte. Quartiermanagement kann dazu beitragen, diese Aufgaben effektiv und effizient und unter Beteiligung der Quartiersbevölkerung und anderer lokaler Akteure zu bewältigen.

    Ergänzende Instrumente und Synergien mit anderen Instrumenten

    Quartiermanagement stellt ein Schlüsselinstrument integrierter Stadtteilentwicklung und ergänzt damit städtebauliche Maßnahmen der Sozialen Stadt und das zugehörige Städtebauförderungsprogramm.

    Eine zentrale Aufgabe des lokalen Quartiermanagements sind Aktivierung und Beteiligung der Quartiersbevölkerung; hier können Synergieeffekte mit den sonstigen Beteiligungsinstrumenten entstehen.

    Literatur

    Quartiermanagement – Schlüsselinstrument integrierter Stadtteilentwicklung

    Franke, Thomas (2003): Quartiermanagement – Schlüsselinstrument integrierter Stadtteilentwicklung. In: Deutsches Institut für Urbanistik im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.): Strategien für die Soziale Stadt. Erfahrungen und Perspektiven – Umsetzung des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit be-sonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt“. Bericht der Programmbegleitung, Berlin 2003; S. 171-192.

    Soziale Stadt und Stadtumbau

    Franke, Thomas, Anja B. Nelle, Christa Böhme und Wolf-Christian Strauss: Soziale Stadt und Stadtumbau. In: Klaus Kummer, Josef Frankenberger und Theo Kötter (Hrsg.): Das deutsche Vermessungs- und Geoinformationswesen 2014, S. 191-238.

    Quartiermanagement: Systematisierung und Begriffsbestimmung

    Franke, Thomas, und Gaby Grimm (2002): Quartiermanagement: Systematisierung und Begriffsbestimmung. In: Bertelsmann Stiftung, Hans-Böckler-Stiftung und Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung (Hrsg.): Quartiermanagement – Ein strategischer Stadt(teil)entwicklungsansatz. Organisationsmodell und Praxisbeispiele, Transferprodukt der Netzwerkarbeit, o.O., S. 5-12.

    Fussnote

    Quelle: Redaktionell überarbeiteter Auszug aus: Christa Böhme und Arno Bunzel: Umweltgerechtigkeit im städtischen Raum. Expertise „Instrumente zur Erhaltung und Schaffung von Umweltgerechtigkeit“. Difu-Sonderveröffentlichung. Berlin 2014 (S. 65-67)
    https://difu.de/9304.