Was spricht dafür, sich als Kommune mit Umweltgerechtigkeit zu befassen? Lohnt sich das? Welchen Mehrwert hat eine Kommune davon?
Mehr Umweltgerechtigkeit bedeutet:
– und zwar dort, wo es am dringendsten ist: in denjenigen sozial benachteiligten Quartieren, in denen sich zusätzlich Umweltbelastungen wie Lärm, Luftverschmutzung und Hitze konzentrieren und es an Grünflächen mangelt. Umweltgerechtigkeit kann helfen, diese Herausforderung zu bewältigen und einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass hier förderliche Bedingungen und Strukturen für mehr Lebensqualität (wenig Lärm, saubere Luft, gute Grünversorgung etc.) entwickelt werden.
Zielgruppe von Umweltgerechtigkeit sind sozial benachteiligte Menschen, die in Quartieren mit schlechter Umweltqualität leben. Soziale Benachteiligung zeigt sich vor allem in (Einkommens-) Armut, die mit erhöhten Gesundheitsrisiken einhergeht. Eine verbesserte Umweltqualität im Quartier trägt dazu bei, Gesundheitsrisiken zu mindern und gesundheitliche Chancengleichheit herzustellen. Umweltgerechtigkeit führt so zu mehr Lebensqualität.
Umweltgerechtigkeit zielt auch darauf ab, benachteiligten Bevölkerungsgruppen die gleiche Chance wie wohlhabenderen und artikulationsstärkeren Gruppen einzuräumen, sich an umweltrelevanten Planungen und Entscheidungen zu beteiligen. Beteiligung wird daher groß geschrieben. Sich aktiv in die Verbesserung der Lebensumwelt einzubringen schafft Selbstbewusstsein (Empowerment) sowie Verbundenheit mit Quartier und Nachbarschaft.
Mit dem Ansatz Umweltgerechtigkeit werden gezielt diejenigen städtischen Teilräume identifiziert, in denen sich Umweltbelastungen wie Lärm, Luftverschmutzung, mangelnde Grünflächenversorgung sowie soziale und gesundheitliche Benachteiligungen in besonderer Weise konzentrieren und überlagern. Es werden also Räume ermittelt, in denen es besonders notwendig ist, die gesundheitsbezogene Umweltsituation zu verbessern. Haushalts- bzw. Fördermittel können gezielt dorthin gelenkt werden, wo der größte Handlungsbedarf besteht.
Eine Vielzahl kommunaler Planungen wie Stadt(teil)entwicklungskonzepte, Lärmaktionsplanung und Luftreinhalteplanung, Landschaftspläne, Klimaschutzkonzepte oder Verkehrsentwicklungspläne weist bereits Schnittstellen zu Umweltgerechtigkeit auf. Diese Bezüge kann die Kommune aufgreifen und die Planungen gezielt zu Umweltgerechtigkeit qualifizieren. So bietet es sich beispielsweise an zu prüfen, welchen Beitrag die einzelnen Planungen aus ihrem jeweiligen Aufgabengebiet heraus leisten können, um die Situation in mehrfach belasteten Quartieren zu verbessern.
Umweltgerechtigkeit ist ein Thema, das nicht von einem einzigen Verwaltungsbereich bearbeitet werden kann. Vielmehr müssen verschiedene Ressorts zusammenwirken (u.a. Stadtentwicklung/Stadtplanung, Umwelt/Grün, Verkehr, Gesundheit). Die dadurch entstehenden Arbeitsbeziehungen zwischen Ämtern und Dezernaten können auch für die Bearbeitung anderer Querschnittsthemen gewinnbringend sein und das vernetzungsorientierte Management in der Kommune generell verbessern.